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Eine Geschichte über Sehnsucht

Was macht Camping eigentlich aus? Stimmt es, dass man hier Trainingsanzüge aus Ballonseide trägt oder ist das nur üble Nachrede? Camping kann so vieles sein, und jeder Camper hat seine eigenen Gründe, warum er Urlaub im Freien liebt. Für mich hat Camping mit Sehnsucht, Entspannung und Zusammenhalt zu tun. Und auf die ein oder andere Weise stimmen mir da viele zu. 
Es mag ein wenig hochtrabend klingen, und für Nicht-Camper geradezu absurd: Aber wer Camping liebt, kauert sich gern auf 8-10 Quadratmeter in einem Zelt zusammen und nennt das allen Ernstes die totale Freiheit!  

Früher, als alles begann, gab es einen starken Antrieb, einmal „rauszukommen“ – weg von der Stadt, von den Pflichten, vom Stress. Aber was treibt uns heute, aus dem bequemen TV-Sofa rauszukommen? 
Eigentlich genau dasselbe, glaube ich. Einmal für kurze Zeit alle Pflichten und Konventionen sein zu lassen und im Hier und Jetzt zu leben. Wenn das die Seele des Campens ist (wenn es diese gibt), dann glaube ich, dass sie zu allen Zeiten dieselbe war. Und zwar schon, als die ersten Campingplätze entstanden, so zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Damals waren es zunächst nur die Wohlhabenden, die so eine Art „Freizeit“ hatten. Die Industrialisierung zwang normale Leute zu langen Arbeitstagen, mit über 12 Stunden, an sechs Tagen pro Woche. Aber schon als die Samstagsarbeit verkürzt wurde, machten sich viele Städter auf ins Freie. Mit dem Fahrrad, dem Zug und später dem Auto suchten sie naturschöne Plätze am Meer oder an den Seen auf, um zu entspannen und den freien Tag zu genießen. Gerade deshalb liegen die meisten Campingplätze Schwedens sprichwörtlich am Busen der Natur. 

Einer ging voraus, und andere folgten. Es sprach sich herum, und bald schon nahmen die Städter sich Zelte mit, zum Übernachten oder nur als Wetterschutz.

Der Campingplatz am Seebad Åsa wurde offiziell 1934 angelegt. Doch da war die Bucht schon lange als Platz für Badefreuden und Lagerfeuer bekannt. Da die meisten Campingplätze auf diese Weise – also eher spontan – entstanden sind, kann man heute unmöglich sagen, welcher der allererste war. Åsa Camping & Havsbad kann jedenfalls auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken.

Und so ging es weiter. Als immer mehr Menschen sich ein Auto leisten konnten, als ein Gesetz 1938 ganze 2 Wochen Urlaub festschrieb, gab es ungeahnten Aufwind für die Campingszene. 10 Jahre später konstruierte eine Werkstatt in Örebro den ersten Wohnwagen. Und der Rest ist Geschichte…

Noch immer lockt uns die Freiheit, die nur Camping bietet. Heute gibt es Camper aus allen Schichten, in jedem Alter und aus jedem Winkel des Landes. Sie suchen sich auf Campingplätze am Meer, mitten im Wald oder in den Bergen. Es gibt Anlagen mit 20 Stellplätzen und solche mit weit über tausend. Wie viele Menschen jährlich campen, ist schwer zu sagen: manche rechnen mit einer Million nur in Schweden, aber es sind vielleicht auch mehr. Gibt es zwischen ihnen einen gemeinsamen Nenner? Ich glaube, dass die meisten Camper gesellige, offene Menschen sind. Lockere Menschen, mit denen man leicht in Kontakt kommt. 

Schon damals waren Camper ihrem Platz treu und kehrten gerne jedes Jahr zurück. Wir wissen von Eskil, der am Mittsommer-Abend 1929 eine Postkarte schickte (das Bild ist auf dieser Seite zu sehen). Er schreibt, dass in Åsa 50 Zelte „auf einem Haufen“ aufgeschlagen wurden. Obwohl am Strand unendlich viel Platz war, suchte man trotzdem die Nähe zu anderen. Eine schöne Vorstellung, dass Menschen – fern vom Alltag – einander wohlgesonnen und aufgeschlossen sind. 

Noch immer bietet das Camping beste Chancen, neue Freunde kennen zu lernen. Und zwar vielmehr als im Trott des Alltags, wo man meist in seinen eigenen Kreisen bleibt. Wie das oft so ist: Ärzte verkehren mit anderen Ärzten, IT-Leute mit IT-Leuten, Rentner mit Rentnern, und so weiter. Aber auf dem Campingplatz ist es anders! Da ist der Geschäftsführer Nachbar vom Truck-Fahrer, und der ist wiederum Nachbar der Studentin, die ihrerseits Nachbarin des Buchhalters mit seiner Familie ist…

Wahrscheinlich zog es die Ersten nach Åsa wegen der Schönheit der Natur und des Meeres. Und auch wenn Åsa Camping heute eine moderne Anlage ist, mit allem was dazu gehört, so sind wir doch stolz auf unsere Geschichte. Das, was Eskil und die anderen damals hergelockt hat, soll auch in Zukunft Bestand haben. In diesem Geist machen wir weiter. 

Und die Ballonseiden-Anzüge? Ja, die gibt es auch. Genau wie Jeans, Anzüge, Flip-Flops und alles andere. Bei uns kann man genauso kommen, wie man ist. Denn das ist Camping: Die Freiheit, ganz sich selbst zu sein. 
Åsa ist unser Idyll am Meer. Ich hoffe, es wird auch deins. 

/Peter
 

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